
Internationaler Tag des Tees am 23. Mai
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Camellia sinensis, die Teepflanze, ist ein immergrüner Strauch oder kleiner Baum, dessen Blätter und Knospen die Grundlage aller traditionellen Teesorten bilden. Ursprünglich in den Bergregionen Südwestchinas und Nordostindiens beheimatet, wird sie heute in mehr als 60 Ländern kultiviert. Unterschiedliche Anbauhöhen, Klimabedingungen und vor allem die vielfältigen Verarbeitungsmethoden führen zu den sechs klassischen Teetypen: Weiß-, Grün-, Gelb-, Oolong-, Schwarz- und Pu‑erh‑Tee. Jeder dieser Tees zeichnet sich durch ein eigenes Herstellungsverfahren und ein charakteristisches Geschmacksprofil aus. Die Pflanze enthält eine Reihe wirkstoffreicher Inhaltsstoffe wie Polyphenole, Catechine und Alkaloide, die das Aroma und die Qualität des Tees maßgeblich prägen. Am Internationalen Tag des Tees am 21. Mai feiern wir Camellia sinensis und ihre Bedeutung für Kultur, Genuss und Wirtschaft weltweit.
Botanische Merkmale
Camellia sinensis gehört zur Familie der Theaceae und wächst als immergrüner Strauch bis etwa 2 Meter, kann aber bei optimalen Bedingungen auch als kleiner Baum bis zu 15 Meter hoch werden.
Die Blätter sind ledrig, glänzend grün und an der Unterseite oft leicht behaart. Die weißen, fünfzähligen Blüten sitzen einzeln oder paarig in den Achseln der Blätter. Nach der Blüte entwickeln sich holzige, rundliche Früchte, die je ein bis vier Samen enthalten.
Ursprung und Anbau
Ursprungsgebiet
Die Wildformen von Camellia sinensis stammen aus den Bergregionen Südwestchinas (Provinz Yunnan), Nordostindiens (Nagaland) sowie angrenzenden Gebieten Myanmars und Thailands.
Globale Verbreitung
Heute gedeiht die Teepflanze in tropischen und subtropischen Klimazonen von Afrika über Südamerika bis Südostasien. Ideale Anbaubedingungen sind Niederschläge zwischen 1.300 und 3.000 mm jährlich sowie Temperaturen von 10 °C bis 30 °C.
In höheren Lagen (ab etwa 1.000 m) verlangsamt sich das Pflanzenwachstum. Die resultierenden kleineren, dickeren Blätter entwickeln intensivere Aromen und eine höhere Konzentration sekundärer Pflanzenstoffe.
Sortenvielfalt und Verarbeitung
Alle sechs klassischen Teetypen stammen von Camellia sinensis, unterscheiden sich jedoch deutlich in ihren Herstellungsschritten und Geschmacksausprägungen:
Weißtee
- Herstellung: Nur die jüngsten Knospen und Blattspitzen werden geerntet. Nach kurzer Welkung an der Luft erfolgt eine schonende Trocknung in der Sonne oder in Trocknungsöfen.
- Geschmack: Zart, blumig-süß mit feinen Honignoten und dezenter Herbe.
Grüntee
- Herstellung: Frische Blätter werden unmittelbar nach der Ernte erhitzt (Dämpfen oder Pfannenrösten), um die natürliche Oxidation zu stoppen. Anschließend erfolgt Rollen und Trocknen.
- Geschmack: Frisch, grasig bis leicht nussig; Variationen wie Sencha sind eher grasig-fruchtig, während Long Jing Walnuss‑ und Röstaromen aufweisen.
Gelbtee
- Herstellung: Ähnlich dem Grüntee, doch nach dem Dämpfen werden die Blätter in feuchten Tüchern oder Behältern „gelbgeblockt“, wodurch eine milde Nachgärung einsetzt. Danach wird getrocknet.
- Geschmack: Weich und rund mit leichter Süße und angenehm zurückhaltender Herbheit.
Oolong
- Herstellung: Die frischen Blätter werden gewelkt, leicht gerollt und teilweise oxidiert (zwischen 10 % und 70 %), dann erneut gerollt und mehrfach erwärmt. Die genaue Oxidationsdauer und -temperatur entscheiden über das Aroma.
- Geschmack: Besonders komplex: von blumig-fruchtig (leichte Oxidation) bis nussig‑rauchig oder malzig (hohe Oxidation).
Schwarztee
- Herstellung: Nach dem Welken werden die Blätter vollständig gerollt oder zerkleinert, wodurch Zellsaft austritt. Anschließend folgt eine volle Oxidation (100 %), bevor getrocknet wird.
- Geschmack: Kräftig und vollmundig mit ausgeprägten Malz‑, Karamell- oder Fruchtnoten; bekannte Beispiele sind Assam (würzig, malzig), Darjeeling (leicht, muskatellerartig) oder Ceylon (frisch-zitrisch).
Pu‑erh
- Herstellung: Nach dem Pflücken durchlaufen die Blätter einen kurzen Dämpf‑ und Rollprozess (Maocha). Roh‑Pu‑erh (Sheng) reift anschließend langsam über Jahre; gereifter Pu‑erh (Shou) wird durch künstliche Fermentation in feuchter Umgebung beschleunigt.
- Geschmack: Erdige, holzige und moschusartige Noten, bei länger gereiftem Sheng feine Süße und Vanilletöne; Shou eher dunkle, erdige Aromen.
Inhaltsstoffe
Camellia sinensis enthält ein komplexes Spektrum an bioaktiven Komponenten, die Aroma sowie Qualität des Tees maßgeblich bestimmen:
- Polyphenole: Vor allem Catechine wie Epigallocatechingallat (EGCG) und Epicatechin (EC) prägen das Geschmacksprofil und sind maßgeblich für Farbe und Gerbstoffigkeit.
- Alkaloide: Koffein und Theobromin sorgen für belebende Wirkung und tragen zur leichten Bitterkeit bei.
- Aminosäuren: L‑Theanin verleiht dem Aufguss eine milde Süße und beruhigende Note, besonders im Grün‑ und Weißtee ausgeprägt.
- Flavonoide: Quercetin und Kaempferol verstärken das Bouquet und beeinflussen Farbe und Klarheit des Tees.
- Mineralstoffe: Kalium, Magnesium, Kalzium und Spurenelemente wie Fluorid und Mangan sind in variablen Mengen enthalten und unterstützen die Rundheit eines Aufgusses.
- Flüchtige Aromastoffe: Über 600 Verbindungen (z. B. Aldehyde, Ester und Alkohole) erzeugen blumige, fruchtige oder nussige Nuancen.
Kulturelle Bedeutung und Wirtschaft
Tee ist nach Wasser das am zweitmeisten konsumierte Getränk weltweit. In China, Japan, Indien, Sri Lanka und vielen weiteren Ländern bildet er ein festes Ritual im Alltag und bei Zeremonien.
Anbau und Verarbeitung schaffen Arbeitsplätze auf Plantagen und in Teefabriken; der globale Handel generiert jährlich Milliardenumsätze. Anliegen wie faire Löhne, umweltverträgliche Produktion und Qualitätssiegel gewinnen zunehmend an Bedeutung.
Internationaler Tag des Tees
Der Internationale Tag des Tees am 21. Mai würdigt Tee als Kulturgut, Genussmittel und wichtigen Wirtschaftsfaktor. Er entstand aus nationalen Aktionen in Indien und wurde später von internationalen Organisationen übernommen. Ziel ist es, Bewusstsein für nachhaltigen Anbau, gerechte Arbeitsbedingungen und die Vielfalt der Teekultur zu schärfen.
Fazit
Camellia sinensis ist mehr als nur eine Pflanze: Sie verbindet Menschen über Kontinente hinweg, bietet eine schier unerschöpfliche Bandbreite an Aromen und leistet einen bedeutenden Beitrag zur globalen Wirtschaft. Ob als zarter Weißtee, facettenreicher Oolong oder vollmundiger Schwarztee – jede Tasse erzählt die jahrtausendealte Geschichte einer Pflanze, die bis heute Menschen verzaubert.